Anzeichen des Fachkräftemangels
Im vergangenen Jahr haben die Einwohner von Lübeck beeindruckende 2,64 Millionen Überstunden an ihren Arbeitsplätzen geleistet. Davon entfielen beachtliche 1,39 Millionen auf unbezahlte Arbeitsstunden, wie der „Überstunden-Monitor“ des Pestel-Instituts im Auftrag der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) enthüllte.
Ein aufschlussreiches Detail aus diesem Bericht besagt, dass die gesamte Belegschaft den Unternehmen in Lübeck aufgrund unbezahlter Überstunden praktisch 20,02 Millionen Euro geschenkt hat. Diese Berechnung basiert auf Mindestlohn und verdeutlicht die Sparsamkeit dieser Schätzung. Dirk Himmelmann von der NGG Lübeck weist darauf hin, dass dieser Überstundenberg auch auf den „massiven Fachkräftemangel“ hinweist.
Besonders in der Hotellerie, Restaurants und Gaststätten wurden beachtliche 56.000 Überstunden in Lübeck im vergangenen Jahr geleistet, wovon 23.000 unbezahlt waren. Das Pestel-Institut analysierte aktuelle Mikrozensusdaten, um diese Zahlen zu ermitteln. Die Berechnung basiert auf Durchschnittswerten der Branche, die auf die Beschäftigungsstruktur von Lübeck übertragen wurden.
Die NGG Lübeck warnt vor der dauerhaften Nutzung der „Goodwill-Überstunden“ der Beschäftigten in der Hotellerie und Gastronomie. Um das Fachkräfteproblem anzugehen, müssen diese Branchen attraktive Löhne bieten. Dirk Himmelmann schlägt vor, dass der Einstiegslohn nach der Ausbildung für Köche und Restaurantfachleute bei 3.000 Euro pro Monat für Vollzeitbeschäftigung liegen sollte. Dieses Ziel sollte die Gastro-Branche schrittweise anstreben, um junge Menschen für Ausbildungen in der Hotel- und Restaurantbranche zu gewinnen.
Der Mangel an Fachkräften und eine gerechte Entlohnung in der Gastronomie, im Lebensmittelhandwerk und in der Ernährungsindustrie werden auch auf dem Gewerkschaftstag der NGG im November in Bremen diskutiert, zu dem Bundeskanzler Olaf Scholz erwartet wird. Dabei wird die Suche nach Lösungen für diese drängenden Probleme im Mittelpunkt stehen.
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