Filmtipps

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

A HAUNTING IN VENICE

Freunde klassischer Krimikost kommen derzeit im Kino auf ihre Kosten. Dort ermittelt der britische Schauspieler Kenneth Branagh nämlich zum dritten Mal in Eigenregie als Belgier Hercule Poirot. Jenem Kultdetektiv, der der Feder Agatha Christies entsprang. Nachdem es ihn in den Orient Express und anschließend an den Nil verschlug, findet das Verbrechen diesmal im romantischen Venedig statt – doch von Romantik ist hier keine Spur.

Die Handlung von „A Haunting in Venice“ setzt etwa zehn Jahre nach der des Vorgängers „Tod auf dem Nil“ ein. Der Zweite Weltkrieg ist seit zwei Jahren vorüber und Meisterdetektiv Hercule Poirot lebt zurückgezogen in Venedig, wo er seinen Ruhestand versucht zu genießen. Doch die Presse und der ein- oder andere aufdringliche, potenzielle Klient versuchen immer wieder an ihn heranzukommen, weswegen sich Poirot einen stämmigen Leibwächter in Form des ehemaligen Polizisten Vitale Portfoglio (Riccardo Scamarcio) zugelegt hat. 

Bücher von Agatha Christie

Der scheut sich nicht, auch mal handgreiflich gegenüber den Bittstellern zu werden.
Als jedoch die Schriftstellerin und gute Freundin Poirots, Rowena Drake (Tina Fey) vor seiner Türe steht und ihn um einen Gefallen bittet, wird der Ruheständler schließlich schwach. Sie erzählt ihm von einem Medium namens Joyce Reynolds (Michelle Yeoh), die mit allerlei Hokus Pokus vorgibt, mit den Verstorbenen in Kontakt treten zu können, um ihren Klienten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Beweisen kann Rowena ihren Verdacht allerdings nicht, weswegen sie Poirot bittet, sie zu einer Séance zu begleiten.
Diese soll am späten Abend im Anwesen der Opernsängerin Rowena Drake (Kelly Reilly) stattfinden. Als Poirot, gemeinsam mit Rowena und seinem Bodyguard dort eintreffen, ist allerdings noch die morbide, jährlich stattfindende Halloweenparty für Waisen im Gange. Die Legende besagt, dass ebensolche Waisen vor Jahrhunderten in diesem Anwesen ums Leben kamen und fortan ihre Geister dort spuken würden.
Natürlich glaubt Hercule Poirot nicht an derlei Geistergeschichten, ebenso wenig an die Geisterbeschwörung, die im Anschluss daran stattfindet. Bei dieser möchte Rowena Drake mit ihrer kürzlich in den Tod gestürzten Tochter Alicia (Rowan Robinson) in Kontakt treten und hat hierfür allerlei Gäste geladen. Unter ihnen der unter Psychosen leidende Hausarzt Alicias Dr. Leslie Ferrier (Jamie Dornan), der in Begleitung seines Sohnes Leopold (Jude Hill) erscheint. Auch der Ex-Verlobte der Toten, Maxime Gerard (Kyle Allen) weilt unter den Gästen. Er soll, laut Aussage der Gastgeberin, besonders geldgierig sein. Dann wäre da noch die strenggläubige Haushälterin Olga Seminoff (Camille Cottin), sowie die Gehilfen des Mediums Nicholas (Ali Khan) und Desdemona Holland (Emma Laird).

Aquarell

Natürlich kann Poirot den Schwindel, den Medium Joyce Reynolds ihren Kunden präsentiert, schnell entlarven. Doch als er nur knapp einem Mordanschlag entgehen kann und eine Person schließlich gewaltsam ums Leben kommt, ist sein kriminalistischer Spürsinn, den er eigentlich in Rente schicken wollte, gefragt. Ich muss gestehen, dass mir die ersten beiden Verfilmungen der Hercule Poirot Geschichten, die uns Kenneth Branagh servierte, nicht sonderlich zusagten.

u selbstverliebt inszenierte er sich dort ins Rampenlicht und verpasste seiner Figur jeweils eine, für die Haupthandlung überflüssige, Nebengeschichte, die es nicht gebraucht hätte. Auch litten die Filme stark darunter, dass ich die beiden äußerst populären Kriminalfälle natürlich aus den alten Verfilmungen her kannte und beide qualitativ die Nase vorn hatten, was sowohl Spannung, als auch (vor allem im Falle von Peter Ustinov) Witz betraf. 

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Dass mir die Auflösungen dadurch bekannt waren, half wenig. Nun gut, wer unbefangen an die Geschichten herangehen konnte, der wird sich vermutlich gut unterhalten haben, wobei insbesondere „Tod auf dem Nil“ durch schrecklich sichtbare Studioaufnahmen extrem künstlich wirkte.
Doch Branagh scheint aus seinen Fehlern gelernt zu haben und begeht diese in „A Haunting in Venice“ allesamt nicht. Außer der Tatsache, dass seine Figur im Rentenstatus verweilt, gibt es keinerlei Nebenhandlung – der Film konzentriert sich vollends auf seine Geschichte. Auch drehte man sämtliche Außenaufnahmen „on Location“ in Venedig, was dem Film eine besondere Stimmung verleiht. Zu guter Letzt entschied man sich, eine weniger bekannte Story zu verfilmen, wobei die lose Vorlage „Die Schneewittchen-Party“ nicht einmal in Venedig spielte.
Klar, wirklich mitraten, wer hinter der Missetat steht, kann man nicht. Die Schlüsse, die Poirot am Ende zieht, sind durchaus weit hergeholt – und trotzdem, insgesamt war dies die stimmigste der drei Verfilmungen, die anfangs sogar durch düstere Gruselatmosphäre überzeugt.
Wer also Lust verspürt, mal wieder solide und durchaus spannende Krimikost im Kino zu schauen, der sollte sich „A Haunting in Venice“ nicht entgehen lassen.

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