Chrischis Filmtipp: Eine Frau mit Hut raucht.

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

Fight Club

Die erste Regel von „Chrischis Filmtipp zum Wochenende“ lautet: Lese und beachte alle meine Filmempfehlungen. Die zweite Regel von „Chrischis Filmtipp zum Wochenende“ lautet: Lese und beachte alle meine Filmempfehlungen. Jetzt, wo wir das geklärt haben, kommen wir zum Film der Woche. So mancher dürfte, anhand meiner einleitenden Worte, bereits erkannt haben, um welchen Kultfilm es diesmal geht. Für alle anderen: „Fight Club“ ist diese Woche dran. Ein Film wie kein Zweiter. Ob der immer noch so gut funktioniert wie damals?

Regisseur David Fincher begann seine Karriere als gefragter Musikvideo-Regisseur für Stars wie Madonna, Sting, Paula Abdul und Billy Idol. Im Jahr 1992 erschien dann sein Spielfilmdebüt. Es war der dritte Teil der „Alien“-Reihe, dessen Produktion im Chaos versank und von dem sich Fincher heute distanziert. Sein zweiter Hollywoodfilm war dann ein ganz anderes Kaliber. Hierbei handelte es sich um den düsteren Psychothriller „Sieben“, der einschlug wie eine Bombe. Bei diesem Dreh arbeitete der Regisseur erstmals mit Hollywoodschönling Brad Pitt zusammen. Nachdem der raffinierte Thriller „The Game“ ebenfalls hohe Wellen schlug, taten sich Pitt und Fincher nochmal zusammen und schufen ein Werk, dass bis heute wohl einzigartig sein dürfte: „Fight Club“.

Edward Norton, der sich hier, kurz nach „American History X“, auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand, gibt den Erzähler und namenlosen Hauptprotagonisten. Er ist ein desillusionierter Mitarbeiter eines großen Autoherstellers, für den er die Rückrufaktionen koordiniert. Hierbei steht nicht die Sicherheit, sondern der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund. Das Leben unserer Hauptfigur ist oberflächlich, einsam und konsumorientiert. Als er auch noch unter permanenter Schlaflosigkeit leidet, sucht der Mann Erfüllung in verschiedenen Selbsthilfegruppen für schwer erkrankte Menschen, obwohl er sich selbst in bester Gesundheit befindet. Die Offenheit der Menschen, denen es deutlich schlechter geht als ihm, lässt ihn nachts wieder ruhig schlafen. Sein Happy End scheint erreicht.

Doch dann drängt sich eine weitere Simulantin als Selbsthilfegruppen-Touristin in sein Leben: Marla Singer (Helena Bonham Carter – übrigens die einzige, wichtige Frauenfigur im ganzen Film), die sogar in der Gruppe für Hodenkrebspatienten ständig zugegen ist. Ihre Lüge macht unserem Erzähler die eigene Schuldigkeit bewusst. Fortan ist es wieder aus mit dem gesunden Schlaf. Zwar finden er und die depressive Marla einen Kompromiss durch Aufteilung der Besuche bei den Selbsthilfegruppen, doch die einstige Erfüllung in den Besuchen ist für ihn dahin.

Missing ist sowohl spannend als auch traurig und manchmal sogar lustig und entführt den Zuschauer auf eine Reise, die mit unerwarteten Wendungen aufwartet. Es ist einer dieser Filme, bei denen man beim Einsetzen des Abspanns versucht ist, gleich nochmal eine Karte zu lösen, um sich erneut in die Geschichte fallen zu lassen.

Derzeit könnt Ihr den mit einer Freigabe ab 12 Jahren versehenen Film noch im Kino anschauen, er dürfte aber, aufgrund der vielen anstehenden Neustarts, demnächst das Feld räumen.

Dann aber kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung, als neben ihm im Flugzeug auf einer seiner Dienstreisen plötzlich der Seifenvertreter Tyler Durden (Brad Pitt) auftaucht. Dieser hat eine ganz eigene Lebensphilosophie und hinterfragt die üblichen Besitztümer unserer Wohlstandsgesellschaft. Als der Protagonist heimkehrt, findet er seine Wohnung niedergebrannt wieder. Alle seine Errungenschaften sind dem Erdboden gleich. In seiner Verzweiflung wendet er sich an Durden, der ihm eine Unterkunft in seiner komplett heruntergekommenen Villa anbietet. Als Gegenleistung verlangt Durden allerdings, dass der Protagonist mit niemandem über ihn redet und ihn außerdem schlägt – so fest er nur kann. Aus diesem Wunsch entwickelt sich eine Schlägerei, die fair, aber hart ausfällt. Schnell werden auch andere Männer auf die Prügelei aufmerksam und schließen sich an. Als die Gruppe immer größer wird, entsteht der sogenannte „Fight Club“, der zunächst aus nächtlichen Schlägereien im Keller einer Bar besteht, später zum „Projekt Chaos“ mutiert, dass Angriffe auf die öffentliche Ordnung vorsieht. Unser Erzähler ist wenig erfreut über die eskalierende Situation und ebenfalls nicht glücklich mit der Tatsache, dass Tyler und Marla eine sexuelle Beziehung eingehen. War es doch ein Fehler, sich mit dem Seifenverkäufer einzulassen?

Ein Mann mit roter Brille und einem Bademantel.

„Fight Club“ war damals ein Brett und ist es auch heute noch. Die sarkastische Abrechnung mit unserer Konsumwelt wurde zum Kult, steckt doch viel Wahrheit in dem, was uns hier erzählt wird. Klar, die Mutation der Kampfgruppe zur faschistischen Terrorgruppe sollte keinesfalls Nachahmer finden, weswegen der Film, der eigentlich gar nicht so brutal ist, von der FSK mit einer 18er-Freigabe versehen wurde. Spaß an dieser fiktionalen Verarbeitung eines Psychotraumas unseres Protagonisten, der eventuell doch einen Namen hat (mehrfach wird der Name „Jack“ nebenbei ins Spiel gebracht), darf man trotzdem haben, denn das Augenzwinkern ist allgegenwärtig.

Wer „Fight Club“ noch nicht kennt, der wird im letzten Drittel wohl eine große Überraschung erleben. Wer „Fight Club“ kennt, der wird Spaß an der Spurensuche haben. Für mich ist dies einer der wichtigsten Filme des ausgehenden, 20. Jahrhunderts. Aber ich verliere natürlich keine weiteren Worte darüber, außer dem Tipp, dass der Streifen auf Disney+ abrufbar ist.

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Photo Credits: Christian Jürs

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