Filmtipp zu 2012.

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

2012

2012

Eigentlich ist hier längst Feierabend. Also, zumindest dann, wenn man dem
MayaKalender Glauben schenkt – oder Roland Emmerich. Der Masterof
Disaster ließ es drei Jahre vor dem potenziellen Ende unserer Welt nochmal so
richtig krachen und legte im Katastrophenfilmszenario von „2012“ einfach mal
alles in Schutt und Asche. Heute eigentlich verjährt, fiel mir die Bluray letztes
Wochenende zufällig in die Hände und daraufhin in den Player. Ob der Film, in
dem CGIGewalten alles zerstören, was ihnen in den Speicher kommt, wohl
heute noch funktioniert?

Das A und O eines HollywoodKatastrophenfilms sind, neben den zerstörerischen Urgewalten, vor allem die bunt gemischten Charaktere, denen wir auf der Flucht vor Wirbelstürmen, Flutwellen, Vulkanausbrüchen, Erdbeben
oder halt gleich allem auf einmal, folgen dürfen. Bestens geeignet sind, neben Menschen, die ein Trauma überwinden müssen (Höhenangst, Arachnophobie oder schlichtweg eine misslungene Rettungsaktion mit Todesfolge zum Einstieg
in den Film), vor allem Familien – möglichst zerrüttet, damit die anstehende Umweltkatastrophe diese wieder zusammenschweißen kann.
 
Hier ist es Familie Curtis, die um ihr Leben bangt. Papa Jackson (John Cusack), ein erfolgloser Romanautor, lebt aufgrund seines familiären Tunnelblicks von seinen Liebsten getrennt. Das Verhältnis zu seinem Teenagersohn Noah (Liam James) ist dementsprechend angespannt. Jacksons kleinere Tochter Lily (Morgan Lily) geht da zwangloser mit der Familiensituation um, nässt mit sieben Jahren aber immer noch ins Bett (eine Information, die unglaublich unnötig ist und zu einer der blödesten Schlusspointen der Filmgeschichte führt). Mama Kate (Amanda Peet) hängt insgeheim noch an ihrem Jackson, ist aber mittlerweile eine Beziehung mit dem Schönheitschirurgen Gordon Silberman (Thomas McCarthy) eingegangen, der ihr in den Folgejahren eventuell noch nützlich sein könnte.
 
Sie sind die Hauptprotagonisten, die in die zerstörerische Welt des Herrn Emmerich geworfen werden, ergänzt von einem Dutzend weiterer Figuren, die mehr oder weniger wichtig für den weiteren Verlauf der Handlung sind und so ziemlich jedes Filmklischee bedienen. So wie der obligatorische, aufopferungsvolle USPräsident (Danny Glover) der eine smarte, wunderschöne Tochter namens Laura (Thandie Newton) hat. Die ist nicht nur von den Warnungen des Wissenschaftlers Arian Hemsley (Chiwetel Ejiofor) beeindruckt, sondern auch von ihm selbst als Person. Dann gibt es noch die alternden Kreuzfahrtmusiker Harry (Blu Mankuma) und Tony (George Segal), die zwar an einem völlig anderen Ort für wenige Szenen agieren, jedoch durch den Drehbuchkniff, dass Harrys Nachname nicht zufällig auch Hemsley lautet, integriert werden. Für zusätzlichen Spaßfaktor dient Woody Harrelson als durchgeknallter Radiomoderator Charlie Frost, der auf seinem Piratensender den Weltuntergang hervorsagt und eine Karte besitzt, die zu einem Hafen voller Rettungsbooten führt. Zu diesem wollen sich unsere Hauptfiguren durchschlagen. Blöd halt, dass dieser Hafen in China liegt, quasi auf der anderen Seite des Planeten.
 
Hier alle Protagonisten aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, ebenso wie eine Auflistung der, in den 158 Minuten Laufzeit, auftretenden Hürden in Form von Umweltkatastrophen, denen die Hauptfiguren immer erst in letzter Sekunde entgehen können – mit dem ein- oder anderen Schwund auf der Besetzungsliste selbstverständlich.
 
Apropos Schwund: In Sachen Logik nimmt es die Geschichte nicht allzu genau und die Begründung für die globale Katastrophe ist kompletter Mumpitz. Zur Ehrenrettung muss man dabei aber festhalten, dass die pseudowissenschaftlichen Erklärungen für einen Laien durchaus glaubwürdig klingen, Experten sich aber damals die Haare gerauft haben bei Sichtung des Streifens. Bei meiner mittlerweile dreißig Jahre zurückliegenden Schulbildung hätte ich die Geschichte über die von den Mayas vor tausenden von Jahren vorhergesehene Sonneneruption, die den Planetenkern massiv erwärmt und zur Verschiebung der Erdkruste führt, durchaus geglaubt.
 
„2012“ ist klischeebeladen, vorhersehbar und albern – aber auch temporeich und unterhaltsam. Zweieinhalbstunden Krawallkino, dass anno 2009 im Kino bestens funktionierte und auch heute noch im Heimkino für Spaß sorgt. Je größer der Bildschirm und je besser die Soundanlage, desto größer ist der Unterhaltungswert (evtl. allerdings nicht für die Nachbarn). Leider konnte Emmerich mit seinen danach gedrehten Katastrophenfilmen „Independence Day: Wiederkehr“ und „Moonfall“ nicht mehr an diese Qualitäten anknüpfen. „2012“ kann man aber gerne immer mal wieder eine Chance geben.
2012 der Film
2012 der Film

Photo Credits: Christian / Metropolitan FilmExport / Stars Roland Emmerich

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