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Chrischis Filmtipp zum Wochenende

Stand By Me - Das Geheimnis eines Sommers

Stand By Me

Wohl kein Zweiter hat den US-Horror so sehr geprägt wie Stephen King. Mit seinem 1973 erschienenen Debütroman Carrie gelang ihm bereits der große Durchbruch. Auch die Verfilmungen seiner Werke gerieten meist zu Kassenschlagern und Kritikerlieblingen. Ob Cujo, Misery, Shining oder Es – aus der Popkultur ist die düstere Fantasie des mittlerweile 75-jährigen Autoren nicht mehr wegzudenken. Wirft man einen Blick in die IMDb, befindet sich die Verfilmung eines seiner Werke sogar auf Platz 1 der besten Filme aller Zeiten. Dabei handelt es sich mitnichten um eine Gruselgeschichte, sondern um das gefühlvolle Gefängnisdrama „Die Verurteilten“. Ja, King kann mehr als nur Entsetzen schüren. Heute möchte ich Euch die frühe Verfilmung einer King ́schen Kurzgeschichte ans Herz legen, die zwar eine Leiche zu bieten hat, anstelle von Horror aber eine wundervolle Geschichte über das Erwachsenwerden, Freundschaft und Verlust erzählt. Die Rede ist von Rob Reiners zeitlosem „Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers“, der Mitte der Achtziger entstand.

Wir schreiben das Jahr 1959 in Castle Rock, Oregon. Der Sommer neigt sich dem Ende und die vier Freunde Gordie (Wil Wheaton), Chris (River Phoenix), Teddy (Corey Feldman) und Vern (Jerry O ́Connell) stehen an einem Wendepunkt in ihrem Leben. Die Grundschulzeit ist vorbei und auch die Kindertage sind allmählich gezählt. Die Pubertät steht vor der Tür und droht, in Kürze anzuklopfen. Doch auch jetzt schon hat jeder der vier Freunde sein persönliches Kreuz zu tragen. Chris leidet unter den Vorurteilen, die sein krimineller Bruder Ace (Kiefer Sutherland) auch für ihn im Ort geschürt hat. Teddys Vater hat seine Kriegserlebnisse nicht verkraftet und landete dank häuslicher Gewalt in der Psychiatrie. Während das größte Problem des pummeligen Verns der Verlust seiner vergrabenen Pennies ist, hat Gordie das schwerste Los des Freundesquartetts zu tragen. Sein Bruder Denny (John Cusack), ein aufblühender Footballstar, kam kürzlich bei einem tragischen Autounfall ums Leben. Die Eltern haben den Verlust nicht verkraftet und schenken Gordie und seiner Leidenschaft, Schriftsteller zu werden, keinerlei Beachtung. Lediglich die Freundschaft zu den anderen Jungs bietet Gordie einen gewissen Halt. Insbesondere Chris, der den Posten eines Ersatzbruders einnimmt, steht Gordie in der Not bei, obwohl er selbst mit schweren (und falschen) Anschuldigungen zu kämpfen hat. Durch Zufall erfährt Vern, dass ein vermisster Junge im Wald von einem Zug erfasst wurde. Seine Leiche wurde von Ace Merills kriminellen Freunden entdeckt, die ihren Fund jedoch Geheimhalten müssen, um nicht mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten.

Aufgeregt erzählt Vern seinen Freunden von der Leiche, die einen Tagesmarsch entfernt nahe den Bahnschienen im Wald verborgen liegen soll. Die Kinder beschließen, sich auf die Suche zu machen, um den toten Jungen zu finden und als Helden gefeiert zu werden… Was Rob Reiner („Harry und Sally“) hier aus der King ́schen Kurzgeschichte „Die Leiche“ gezaubert hat, kann man ohne Einschränkung als kleines Meisterwerk bezeichnen. King selbst soll dem Regisseur nach einer Privatvorstellung vor Begeisterung in die Arme gefallen sein und den Film als beste Verfilmung seines Stoffes bezeichnet haben. Zu Recht, findet doch so ziemlich jeder von uns Eigenschaften der heranwachsenden Protagonisten in seiner eigenen frühen Jugend wieder. Doch bei aller Melancholie kommen hier Humor und auch Spannung nicht zu kurz. Wenn die Kinder den Weg über die Eisenbahnbrücke wählen und der Zug von hinten angerauscht kommt, bleibt dem Zuschauer zu Recht der Atem stocken. Hinzu kommt, dass eine Riege von talentierten Jungschauspielern verpflichtet wurde, von denen vor allem John Cusack und Kiefer Sutherland groß Karriere machten. River Phoenix („My own private Idaho“) hatte im Anschluss ebenfalls kurzzeitig eine große Karriere in Aussicht, verstarb dann aber mit nur 23 Jahren an einer Überdosis. Außerdem sei noch Richard Dreyfuss erwähnt, der als erwachsener Gordie dem Zuschauer als Erzähler dient. Freunde kommen und gehen, doch prägen sie uns ein Leben lang. Ein wunderschöner Film über das Erwachsenwerden. Kurzweilig und zu Herzen gehend.

Stand By Me
Stand By Me

Photo Credits: Christian / Stand By Me / D.R.

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