Chrischis Filmtipp zum Wochenende: Evil Dead Rise

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

EVIL DEAD RISE

Mein Versprechen von letzter Woche, diesmal eine aktuelle Filmkritik zu kredenzen, wird hiermit eingelöst. Doch handelt es sich mitnichten um die Universumswächter, die gerade für volle Kinosäle sorgen und auch nicht um den schwitzenden Brendan Fraser im Fatsuit. Nein, bei mir geht es heute etwas anspruchsloser zu, denn es gibt Rise, Baby – Evil Dead Rise. Eigentlich für den US-Streamingdienst HBO Max produziert, kam der Schocker beim Testpublikum so gut an, dass stattdessen eine Kinoauswertung beschlossen wurde. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellen sollte, denn in Kürze dürfte der nur 12 Mio $ teure Film weltweite Einnahmen von 100 Mio $ auf der Habenseite verbuchen können. Auch bei uns stieg der FSK 18 Film auf Platz 2 der Kinocharts ein. Verdient oder doch nur ein weiterer Film für die Kotztüte? Wir werden sehen…

1981 entstand einer der wegweisendsten Klassiker des modernen Horrorkinos. „The Evil Dead“, den Jungregisseur Sam Raimi mit einem lächerlichen Budget von 350.000 $ zusammen mit alten Freunden und Bekannten in einer Waldhütte drehte, schlug ein wie eine Bombe in den US-Kinos. Es war ein wilder Ritt, der trotz billigster Effekte den Nerv des Publikums traf. Es war vor allem der Kreativität des Jungtalentes, der mittlerweile Blockbusterkino wie zuletzt „Doctor Strange and the Multiverse of Madness“ inszeniert, zu verdanken, dass dem Zuschauer der Atem stockte. Da wurde mal fix die Kamera auf ein Motorrad geschnallt, mit dem Sam Raimi durch Wald und Hütte raste, um die Subjektive des Bösen zu simulieren. Und spätestens, wenn der hier geborene Kultstar Ash, verkörpert von Bruce Campbell, zur Kettensäge griff, wurde dem zartbesaiteten Kinobesucher speiübel. In Deutschland dauerte es bis ins Jahr 1984, dass „Tanz der Teufel“, wie der Film hierzulande betitelt wurde, das Licht der Kinoleinwand erblickte. Leider war es die Zeit, in der die Jugendschützer keinen Sinn für kreatives, wildes Genrekino hatten und der Film fix auf der Liste der verbotenen Filme landete. Heute gehört diese Einstellung glücklicherweise der Vergangenheit an und die Teufel dürfen ihrer Tanzwut unzensiert mit Jugendfreigabe (ab 16 Jahren) im Supermarkt um die Ecke frönen.

Zwei Fortsetzungen, ein Remake / Sequel und eine ironische TV-Serie später („Ash vs. Evil Dead“), die allesamt den Erfolg des Franchise untermauerten, produzierte Raimi, zusammen mit Buddy Bruce Campbell und Hausproduzent Robert Tapert ein neues Kapitel der Saga, dass als loses Sequel mit Anleihen an die Originalfilme auch für Nichtkenner der anderen Filme funktioniert. Drehbuch und Regie gehen diesmal auf das Konto des jungen Filmemachers Lee Cronin, der neben ein paar Kurzfilmen nur den abendfüllenden „A Hole in the Ground“ in der Vita vorzuweisen hat. Seine Karriere dürfte hiermit einen ordentlichen Schub bekommen haben.

Alles beginnt wie gewohnt mit einer Kamerafahrt durch den Wald, hinein in eine Hütte am See. Dort möchten die drei Freunde Teresa (Mirabai Pease), Jessica (Anna-Marie Thomas) und Caleb (Richard Crouchley) ein schönes Wochenende verbringen. Hätten sie sich mal einen anderen Film dafür ausgesucht, denn plötzlich geht es Jessica schlecht und kurz darauf ergreift ein Dämon von ihrem Körper besitz, was zu ersten kurzen, aber blutigen Schockmomenten führt.

Ein cooler Opener, der uns einstimmt auf die „coming attractions“. Diese finden einen Tag zuvor in einem heruntergekommenen Apartmentkomplex in Los Angeles statt (Anmerkung am Rande: gedreht wurde in Auckland in Neuseeland). Das Gebäude soll in wenigen Wochen abgerissen werden und nur noch wenige Bewohner befinden sich im Haus. Unter ihnen die alleinerziehende Mutter Ellie (Alyssa Sutherland), die versucht, ihren Kindern Danny (Morgan Davies), Bridget (Gabrielle Echols) und Kassie (Neil Fisher) eine gute Mutter zu sein. Eines Tages, als gerade Ellies Schwester Beth (Lily Sullivan) überraschend zu Besuch kommt, wird dieses Unterfangen jedoch von bösen Mächten durchkreuzt. Bei einem spontan auftretenden Erdbeben wird in der Tiefgarage, vor den Augen der Kinder, im Boden eine Kammer freigelegt, in der der musikbegeisterte Danny das Necronomicon (das Buch des Todes) und ein paar Schallplatten entdeckt. Neugierig legt er letztere in seinem Zimmer auf den Plattenspieler und bekommt die Worte eines Priesters zu hören, der dämonische Beschwörungsformeln aus dem gruseligen Wälzer vorträgt.

Das Filmplakat von EVIL DEAD RISE

Es kommt, was Kenner der Reihe sehnlichst erwarten: Die Dämonen der Hölle werden freigesetzt und ergreifen Besitz vom Körper der bislang treusorgenden Ellie, die fortan die Jagd auf ihre eigene Familie eröffnet. Da die teuflischen Mächte Fahrstuhl und Treppe unpassierbar machten, verbarrikadieren sich Beth und die Kinder in der Wohnung und kämpfen ums nackte Überleben.

„Evil Dead Rise“ legt ein imposantes Tempo vor. Nach kurzem, knackigem Opener braucht der Film eine gute Viertelstunde, um uns die erstaunlich gut geschriebenen Charaktere ans Herz zu legen, damit wir mitfiebern können, wer die Endcredits wohl lebend erreichen würde. Dann bricht die Hölle los und bietet bis zum Abspann auch keine Verschnaufpause mehr.

Horrorfans werden juchzen vor Freude, denn ein Großteil der Effekte wurde handgefertigt (diese lassen sich leicht von den wenigen, computergenerierten und damit schwächeren F/X unterscheiden). Die Gewalt wird dabei nicht selbstzweckhaft ausgewalzt, sondern dauert jeweils nur 2-3 Sekunden pro Schocker an. Garniert mit ein paar Jumpscares, einer düsteren Atmosphäre und einigen garstigen, schwarzhumorigen Kommentaren seitens der Dämonen, bekommt der Gruselfilmfreund hier eine Achterbahnfahrt serviert, die vor Kreativität nur so strotzt. Fans der Reihe werden viele Aha-Erlebnisse haben, diese sind jedoch, wie bereits erwähnt, nicht notwendig, um Spaß am Film zu haben. Und natürlich kommt im Finale auch wieder eine Kettensäge zum Einsatz. Groovy.

Lange Zeit hat Horror nicht mehr so viel Spaß gemacht. Dank des hohen Einspielergebnisses dürfte dies nicht der letzte Auftritt der tanzenden Teufel gewesen sein. Sollten die nächsten Filme ebenso kreativ geraten, immer her damit.

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Photo Credits: Christian Jürs

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