Filmkolumne zu "Black Rain".

Chrischis Filmtipp zum Wochenende

Black Rain

Nachdem ich zuletzt meist aktuelle Filmtipps für Euch hatte, machen wir diesmal eine Zeitreise zurück ins Jahr 1989. Damals, kurz vor Weihnachten, lief bei uns die einzige Zusammenarbeit von Regielegende Ridley Scott und US-Schauspieler Michael Douglas in den Kinos an. Ich erinnere mich noch, dass es in der Filmkritik auf RSH hieß, dass es sich hier um keinen schönen Weihnachtsfilm handeln würde, da der Streifen doch sehr brutal sei. Für mich, damals noch 14 Jahre jung, waren diese Worte gleichbedeutend mit einer Aufforderung ins Kino zu gehen. Also fasste ich allen Mut zusammen und stellte mich an der Kasse des City Centers (heute Filmhaus) an – über mir prangten die bedrohlichen Worte: Frei ab 16 Jahren. Oftmals scheiterte ich an dieser Hürde, doch an diesem Abend sollte das Glück auf meiner Seite sein und so erlangte ich Zutritt zum heiligen Vorführsaal. Was folgte, war ein beeindruckendes Kinoerlebnis. Letzten Samstag kramte ich den Film nach langer Zeit mal wieder aus dem Blu-ray-Regal. Und siehe da, „Black Rain“ hat auch heute nichts von seiner Faszination verloren, weswegen ich Euch diesen weitestgehend in Vergessenheit geratenen Copthriller wärmstens ans Herz legen möchte.

Dem erfahrenen New Yorker Cop Nick Conklin (Michael Douglas) steht das Wasser bis zum Hals. Hochverschuldet dank Hypothek, Scheidung und Alimentezahlungen, hat er nun auch noch die Dienstaufsicht am Hals. Die internen Ermittler wollen ihm nachweisen dass er, zusammen mit seinen Kollegen, bei der Festnahme einiger Drogendealer abkassiert hat. Beweisen kann man ihm zwar bislang nichts, doch der Tag soll noch schlimmer werden, als er sich zur Mittagszeit mit seinem jungen, aufstrebenden Kollegen Charlie Vincent (Andy Garcia) in einem italienischen Restaurant trifft, wo die beiden Zeuge eines Mordes an einem hochrangigen Yakuzamitglied werden. Den Killer, ein Japaner namens Sato (Yūsaku Matsuda), können sie zwar verhaften, doch damit fangen die Probleme erst an, denn die japanischen Behörden bestehen darauf, den Verbrecher im eigenen Land zu verurteilen. Zu diesem Zweck werden Nick und Charlie mit dem Gefangenen nach Japan geschickt, wo sie den hiesigen Polizisten noch im Flugzeug Sato übergeben. Doch die japanischen Cops entpuppen sich als dessen eigene Männer, die nun über alle Berge sind.

Die Polizei der Präfektur Osaka ist empört und auch die Dienstaufsicht in New York wittert ein Korruptionsvergehen Conklins, dem keine Wahl bleibt. Er muss den Gefangenen wiederfinden, um seinen Namen reinzuwaschen. Damit Charlie und er, die von den Japanern lediglich als Beobachter geduldet werden, nicht über die Stränge schlagen und unter Kontrolle bleiben, wird Inspektor Masahiro Matsumoto (Ken Takakura) als Babysitter an ihre Seite gestellt. Der arbeitet, ganz entgegen zu Conklin, regelkonform, was nicht nur die Erfolgsaussichten schmälert, sondern auch für Reibereien zwischen dem New Yorker Cop und dem hiesigen, braven Polizisten führt. Doch dann geschieht etwas Schreckliches, was die beiden ungleichen Polizisten zusammenschweißt im Kampf gegen den brutalen Yakuza Sato.

Die einfache Gut gegen Böse Geschichte geriet in den Händen von „Alien“- und „Blade Runner“-Schöpfer Ridley Scott zu einer atmosphärischen Jagd durch ein Japan, dass zwischen Tradition und Moderne festhängt. Michael Douglas brilliert darin als knallharter Bulle, gegen den Dirty Harry wie ein Schreibtischhengst wirkt. Andy Garcia gibt den smarten, sympathischen Jungbullen und Ken Takakura überzeugt als ruhender Pol, der Nick immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbringt. Des weiteren ist noch Kate Capshaw, Steven Spielbergs Ehefrau, als Edelprostituierte mit dabei. Viele von Euch werden sie aus dem zweiten Indiana Jones-Abenteuer als kreischiges Beiwerk des Archäologen kennen. Hier zeigt sie sich von einer verruchten, wesentlich ruhigeren Seite. Sato-Darsteller Yūsaku Matsuda ist fantastisch als dämonischer Sato. Leider war dies auch seine letzte Rolle. Der gerade einmal 40 Jahre alte Schauspieler verstarb noch vor Deutschlandstart an Blasenkrebs. Zu Ridley Scott soll er während der Dreharbeiten gesagt haben, dass diese Rolle ihn unsterblich machen wird – er sollte recht behalten.

Das Filmplakat zu Black Rain.

Damals wie heute vergehen die zwei Stunden Laufzeit wie im Flug und man wartet gespannt, wie Nick seinen Kopf wohl aus der Schlinge ziehen-, bzw. dem Bösen das Handwerk legen wird. Unterlegt mit einer der besten Arbeiten des deutschen Komponisten Hans Zimmer wird man als Zuschauer mitten hineinversetzt in eine fremde Welt voller Traditionen und Gewalt. Ein packender Streifen, der nichts von seiner Faszination verloren hat.

Wer über ein Abo des Streamingsenders Paramount+ verfügt, der findet den Film im Sortiment, ansonsten kann ich die Blu-ray wärmstens empfehlen, die über eine hervorragende Bild- und Tonqualität verfügt.

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Photo Credits: Christian Jürs

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